Elektrorangierer in der Straßenbahn-Hauptwerkstatt

Klein, blau aber bärenstark – in der Hauptwerkstatt ist ein batterie-elektrisches Rangierfahrzeug in Betrieb, welches die Arbeit der Kollegen deutlich erleichtert.

Die Halle der Hauptwerkstatt in Brückfeld hat viele, nebeneinanderliegende Gleise. Dabei finden auf jedem Strang unterschiedliche Arbeiten statt. Rücken Straßenbahnen zu Hauptuntersuchung ein, müssen sie also während der Revision immer mal wieder das Gleis wechseln, den Großteil der Zeit auf Hilfsdrehgestellen. Deshalb ist hierbei besondere Vorsicht und Fingerspitzengefühl gefragt.

Vom Gothawagen zum E-Rangierer

Die Rangierfahrten wurden bisher mit einem umgebauten Straßenbahnwagen vom Typ Gotha T57 (Wagen 702) erledigt. Dafür waren mindestens zwei Personen nötig, von denen eine nur mit der Bedienung des Wagens beschäftigt war. Zudem kann der Arbeitswagen nur auf den Gleisen mit Oberleitung eingesetzt werden. Aufgrund der Bauart der Steuerung dieses Wagentyps ist viel Erfahrung im Umgang erforderlich – kurzum: der Betrieb ist ziemlich komplex.
Doch seit etwa zwei Jahren gibt es ein neues Fahrzeug in Brückfeld. Ein kleiner, blauer Elektrorangierer (Wagen 751), ausgestattet mit Akkus, Scharfenberg-Kupplung, Rädern für Straße und Schiene und einer Fernsteuerung. André Meske, Koordinator Elektrowerkstatt erklärt die Vorteile: „Im Vergleich zum Gothawagen kann der Elektrorangierer quasi überall fahren. Er braucht dank der Akkus auch keine Oberleitung. Zudem kann ich als „Fahrer“ beim Rangieren auch um die Rangiergruppe herumlaufen und den Fahrweg im Blick behalten. Ein Kollege kann sich voll auf die Hilfsdrehgestelle konzentrieren, da die leicht entgleisen können.“

Flexibilität im Fokus

Dank der Zweiwege-Technik kann der Rangierer frei zwischen den Gleisen wechseln. Darüber hinaus ist jedes der vier Räder einzeln angetrieben und lenkbar. Damit kann sich das über sieben Tonnen schwere Fahrzeug sogar auf der Stelle um 360 Grad drehen.
Meske weiter: „Aktuell ist das Fahrzeug in Sudenburg für die Drehanlage im Einsatz. Wegen der Dachsanierung gibt es dort keinen Fahrstrom. In dieser Zeit verrichtet in der Hauptwerkstatt wieder der Gothawagen seinen Dienst. Dieser wird auch weiterhin erhalten bleiben.“
Insgesamt kann das Gerät 350 Tonnen in der Ebene ziehen, soviel wie ein voll besetztes Langstreckenflugzeug. Diese Zugkraft erscheint für einen reinen Straßenbahnbetrieb viel, doch aufgrund der Steigung beziehungsweise des Gefälles und der zahlreichen, engen Gleisbögen auf dem Gelände der Hauptwerkstatt durchaus eine gute Wahl.
Reichweitenangst ist indes fern: „Wir laden die Blei-Säure-Akkus einmal im Monat, dabei haben diese noch etwa 40 % Restladung. Für unsere Anforderungen ist das also völlig ausreichend.“ beschreibt Herr Meske die Einsatzreichweite.

Er wird bleiben

Mit dem Umzug der Hauptwerkstatt in den neuen Betriebshof Nord könnte das kleine Kraftpaket Zuwachs bekommen. Dort ist aktuell die Beschaffung eines zweiten Elektrorangierers angedacht. „Im Arbeitsalltag ist das Fahrzeug nicht mehr wegzudenken.“ stellt André Meske abschließend fest.

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