Happy Birthday: 125 Jahre Elektrische in Magdeburg

Der 17. Juli 2024 ist ein stadt- und verkehrsgeschichtlich bedeutsames Datum für Magdeburg: Vor genau 125 Jahren fuhr am 17. Juli 1899 erstmalig die elektrische Straßenbahn durch Magdeburg. Sie ist bis heute der Hauptakteur im ÖPNV der Landeshauptstadt und wird auch zukünftig Geschichte schreiben.

Seit 1899 wurde stetig in die Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt investiert. Einige der historischen Fahrzeuge, die vom Verein IGNah gemeinsam mit der MVB erhalten werden,  stehen unseren Fahrgästen auch heute noch für Sonderfahrten zur Verfügung. Das Interesse an den Fahrzeugen von früher ist ungebrochen. Doch Investitionen in die Zukunft sind für die Erfüllung des öffentlichen Auftrags von elementarer Bedeutung, und so hält eine neue Straßenbahngeneration Einzug in die Fahrzeugflotte der MVB – die Flexity. Mit der Fahrzeugbeschaffung von 35 Neufahrzeugen investiert die MVB nachhaltig in einen attraktiven ÖPNV für die Menschen in Magdeburg. Dabei wird die MVB vom Land Sachsen-Anhalt gefördert.

Die Lieferung der ersten Flexity-Straßenbahn soll im September 2024 erfolgen. Um die Ankunft der neuen Fahrzeuggeneration und das 125-jährige Jubiläum zu würdigen, ist im September -  passend zur Woche der Europäischen Mobilität - ein Fest auf dem Willy-Brandt-Platz geplant.

Angesichts der aktuellen Baustellensituation wird es zum 125. Geburtstags um den 17. Juli 2024 herum keinen Sonderverkehr mit historischen Straßenbahnen geben: Die vom Linienverkehr stark frequentierte Ernst-Reuter-Allee und der Breite Weg sollen keinem möglichen Störfaktor ausgesetzt werden.

Als Geburtstagspräsent zeigen wir ein beeindruckendes Foto von der Eröffnung der „Elektrischen“. Auf dem Johanniskirchplatz warteten fünf mit Girlanden geschmückte Triebwagen darauf, mit geladenen Gästen die ersten elektrifizierten Strecken zu befahren.

Der „Generalanzeiger“ berichtete damals:

In schneller Fahrt ging es zunächst zum Werder, dann zurück durch die Stadt zur Endstation in der Olvenstedterstraße und schließlich von hier aus in die Diesdorferstraße hinein und dort in das gastlich hergerichtete Depot. Es war doch ein ganz merkwürdiges Gefühl, so zum ersten Male in den heimischen Mauern „elektrisch“ fahren zu können und zwar in tadelloser Weise. Alle Einrichtungen funktionirten vorzüglich. Die elektrische Bahn würde, wenn es der sonstige starke Straßenverkehr in Magdeburg nicht verböte, eine ganz bedeutende Schnelligkeit entwickeln können. Auf freien Strecken, wie in der Mittelstraße, in der Olvenstedter- und Gr. Diesdorferstraße wurden davon überraschende Proben abgelegt. Die Steigung in der Johannisbergstraße wurde geradezu spielend überwunden. Auch die äußerst comfortabel eingerichteten Motorwagen wurden viel bewundert. Item, es war alles vorzüglich, nicht zum Wenigsten das erlesene Frühstück, das die Gesellschaft ihren Gästen nach der Fahrt im Depot an der Gr. Diesdorferstraße servierte. Bei knusprigem Hummer und perlendem Champagner fand sich natürlich hier auch die geeignete Gelegenheit, dem neuen Unternehmen, und was damit zusammenhängt, herzliche Glückwünsche mit auf den Weg zu geben.

Die ersten elektrifizierten Strecken waren die Ost-West-Linien. Der planmäßige Betrieb wurde am 18. Juli 1899 auf der Linie Olvenstedter Straße - Alte Ulrichstraße - Breiter Weg - Alter Markt - Großer Werder aufgenommen. Nur wenige Tage später, am 27. Juli folgte die Linie Westfriedhof - Alte Ulrichstraße - Alter Markt - Friedrichstadt (Heumarkt).

Aktuell wird an vielen Stellen im Magdeburger Straßenbahnnetz gebaut: Die Erneuerung der Gleisspinne am Straßenbahnknotenpunkt Hasselbachplatz sorgt derzeit für zahlreiche Linienänderungen. Auf der Halberstädter Straße im Stadtteil Sudenburg werden bei laufendem Straßenbahnverkehr Gleise ausgewechselt. Im Stadtteil Rothensee werden die hochwassergeschädigte Straßenbahntrasse auf dem August-Bebel-Damm und der Betriebshof Nord neu errichtet. Und in der Nähe des Damaschkeplatzes wird die Stadtautobahn um wenige Meter ostwärts verschoben, um auf der Westseite Platz für eine Straßenbahntrasse zu erhalten, mit der dann die Fertigstellung der 2. Nord-Süd-Verbindung näher rückt.

Tatsächlich dürfte das Baugeschehen in der Stadt vor 125 Jahren nicht minder intensiv gewesen sein. Denn für die Elektrifizierung der Pferdebahn reichte es nicht, Fahrleitungen über den Gleisen zu spannen und die Stromversorgung einzurichten. Nicht allein die Depots, auch nahezu das gesamte Gleisnetz musste für die schwereren elektrischen Triebwagen ertüchtigt werden. Zahlreiche eingleisige Abschnitte wurden zweigleisig ausgebaut.

Die oben gezeigten Bilder aus dem privaten Fotoalbum des ehemaligen Generaldirektors der Magdeburger Straßenbahn, Carl Heßler, gewähren uns einen überraschenden Blick auf jene Zeit an der Schwelle zum 20. Jahrhunderts. Nicht zuletzt auf das Büffet, das auf die Festgesellschaft im Depot Wilhelmstadt wartete.

Die Vorbereitungen für das MVB-Jubiläumsfest im September sind bereits gestartet. Einzelheiten werden wir rechtzeitig veröffentlichen.

Text: Ralf Kozica, Interessengemeinschaft historischer Nahverkehr bei den MVB e.V. (IGNah)

Bildquelle: Sammlung Karl-Georg Heßler/Ralf Kozica
Zeitung Icons erstellt von Good Ware - Flaticon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert