Wenn am 1. April der Magdeburger City-Tunnel in der Innenstadt für den Autoverkehr freigegeben wird, ändert sich für die Fahrgäste der MVB nicht viel, denn Straßenbahnen fahren bereits seit August 2020 über die Tunneldecke. Trotzdem ein Anlass, um auf Meilensteine aus Straßenbahnsicht zu blicken.
Mit dem städtischen Bauprojekt „Eisenbahnüberführung Ernst-Reuter-Allee“, gemeinhin auch als City-Tunnel bekannt, wurde in der Innenstadt der Verkehr am Magdeburger Hauptbahnhof neu geordnet. Straßenbahnen, Fußgänger und Radfahrer sind nun getrennt vom Kfz-Verkehr unterwegs und haben eigene Flächen. Vor allem die Situation für die Fahrgäste der MVB verbesserte sich gegenüber dem Altzustand, da die Straßenbahnen unterhalb der Bahnhofsbrücken eine barrierefreie Haltestelle bekommen haben und somit Umstiege mit kurzen Wegen zu den Fern- und Regionalzügen möglich sind. Kleiner Wehrmutstropfen: Die Haltestelle in Fahrtrichtung Innenstadt ist noch nicht fertiggestellt, da im Randbereich noch an den Fußwegen gearbeitet wird. Autofahrer können ab dem 1. April den neuen Tunnel nutzen, Fahrgäste der MVB hingegen sind bereits seit dem 27. August 2020, also seit mehr als 2 Jahren, auf der neuen Strecke unterwegs und so schneller in der Innenstadt.
Was ist bisher passiert? Die wichtigsten Meilensteine aus MVB-Sicht:
Im Juli 2015 wurde es erstmals ernst: Der Verkehr unterhalb der Bahnhofsbrücken musste eingleisig abgewickelt werden, damit Platz für die Bauarbeiten war. Die Folge: Statt vormals vier, konnten nur noch zwei Linien das neue Nadelöhr passieren. Das Liniennetz der MVB musste umgekrempelt werden, die „1“ und „4“ fuhren noch direkt in die Innenstadt über die Tunnel-Baustelle.
Im Oktober 2015 ging die neue Straßenbahnhaltestelle „City Carré“ gegenüber der Kreuzung Otto-von-Guericke-Straße / Ernst-Reuter-Allee in Betrieb. Die Besonderheit: Hier können bis zu drei Bahnen gleichzeitig hintereinander halten. Die alte Haltestelle „Hauptbahnhof / City Carré“ musste Platz machen. An deren Stelle befinden sich heute die Tunnelöffnungen.
Während des Einbaus der neuen Eisenbahnbrücken musste der Straßenbahnverkehr immer mal wieder für mehrere Tage unterbrochen werden, so erstmals im Oktober 2015. Die MVB setzte erstmals die Baustellen-Straßenbahnlinie 41 ein.
Um einen Zeitverzug bei den Bauarbeiten aufzuholen, wurde der eingleisige Straßenbahnbetrieb über die Baustelle Ende April 2016 für sechs Monate eingestellt. Ab September 2016 konnten die Linien 1 und 4 dann wieder über die Baustelle fahren.
Im April 2017 erfolgte die nächste Änderung: Um die Bauarbeiten weiter zu beschleunigen, wurde der eingleisige Betrieb mit Straßenbahnen über die Tunnel-Baustelle endgültig eingestellt. Die MVB führte eine große Netzreform durch: Gleich drei Linien fuhren aus dem Westen der Stadt über den Südring in die Innenstadt. Fahrgäste sollten so ohne Umstieg an ihr Ziel kommen. Die Baustellenlinie 41 gab es nicht mehr.
Im August 2020 dann der große Durchbruch: Die neue Straßenbahnstrecke über die Tunnel-Decke wurde freigegeben. Erstmals, seit 2015, können wieder vier Straßenbahnlinien die Strecke passieren und Fahrgäste kommen schneller aus dem Westen der Stadt in die Innenstadt und umgekehrt.
Einzige Einschränkung: Alle Bahnen müssen eine „Ehrenrunde“ um das City Carré fahren, da sich die Bauarbeiten auf die Ostseite konzentrierten.
Im September 2022 dann eine weitere Erleichterung: Unterhalb der Bahnhofsbrücken geht die neue Haltestelle Hauptbahnhof Nord in Betrieb – jedoch nur in Richtung Westen. In Fahrtrichtung Innenstadt wird bis heute noch gebaut, sodass hier noch eine Ersatzhaltestelle in Höhe des ZOB existiert.
Noch vor Weihnachten, im Dezember 2022, entfällt auch die „Ehrenrunde“ um das City Carré: Die Bauarbeiten für die neue Straßenbahnstrecke sind abgeschlossen. Alle Fahrgäste sparen nun nochmals zwei Minuten pro Richtung ein.