Derzeit wartet man manchmal länger auf die Bahn. Ärgerlich in dem Moment, dafür haben wir Verständnis. Und wir tun schon sehr viel, um diesen Fall so selten wie möglich eintreten zu lassen. In diesem Beitrag schauen wir uns die Situation genauer an und erklären wann mit Besserung zu rechnen ist.
Im Überblick:
• Aktuelle Lage: 15 Straßenbahnen der MVB sind wegen vorgeschriebener Inspektionen außer Betrieb.
• Hauptursachen: Überdurchschnittliche Kilometerleistung, das Alter der Bahnen und Lieferengpässe bei Ersatzteilen.
• Maßnahmen: Neue Lieferanten, 3D-Druck von Ersatzteilen und beschleunigte Inspektionen für schneller einsatzbereite Bahnen.• Ausblick: Die Lage entspannt sich ab Anfang 2025, bis dahin sind jedoch weiterhin vereinzelt Fahrtausfälle möglich.
Kurz vorweg: Selbstverständlich haben wir ein großes Interesse, alle Menschen pünktlich und vor allem zuverlässig ans Ziel zu bringen. Sicherheit hat dabei nicht nur für uns eine große Bedeutung, sondern auch für den Gesetzgeber.
Sicherheit geht immer vor
So kommt es auch, dass für Straßenbahnen strikte Regeln gelten: 500 000 Kilometer oder 8 Jahre lang darf eine Bahn Fahrgäste befördern – dann muss sie genauestens inspiziert werden. Diese Hauptuntersuchung machen wir gründlich, neben den technischen Komponenten werden an jeder Tram auch optische Anpassungen durchgeführt. Am Ende der Inspektion verlässt eine nahezu neuwertige Bahn die Werkstatt. Bereit für die nächsten 8 Jahre und 500 000 Kilometer in Magdeburg.
Diese Intervalle haben wir genau im Blick und planen diese rund drei Monate langen Werkstattaufenthalte ein. Ersatzteile bestellen wir rund 1 Jahr im Voraus, damit dann alle zügig Arbeiten können.
Doch seit dem vergangenen Jahr kam alles anders, weshalb nun ein Stau in der Hauptwerkstatt entstand. In der Folge fehlen mehr Bahnen als geplant im Linienverkehr – in der Spitze bis zu drei am Tag. An manchen Tagen fallen somit leider Fahrten aus, was wir natürlich vermeiden wollen.
Doch Krisen lassen auch die MVB nicht unberührt. So gibt es vermehrt Schwierigkeiten bei der Lieferung von Ersatzteilen. Lieferketten sind instabil geworden, Teile kommen verspätet an oder werden gar nicht mehr hergestellt. Eine kniffelige Situation für alle Verkehrsunternehmen. Wir haben reagiert und sind kreativ geworden: Manche Teile fertigen nun lokale Firmen für uns, manches stellen wir in 3D-Drucktechnik selbst her.
Auch die Stadtentwicklung wirkt sich aus, denn in Magdeburg wird so viel gebaut, wie zuletzt nach der Wende in den 1990er-Jahren. Entsprechend oft müssen unsere Straßenbahnen einen Umweg um Baustellen nehmen – manchmal länger als ursprünglich vorgesehen. Man denke nur an die Tunnel-Baustelle. Dadurch erreichen sie die 500 000 Kilometer-Marke vorzeitig.
Am Ende fordert auch das Alter der Wagen seinen Tribut. Nach inzwischen fast 30 Jahren und teilweise mehr als 1,8 Millionen Kilometern haben manche Bahnen umfangreiche Reparaturen nötig. Das ist von außen nicht immer sichtbar und verzögert den Aufenthalt in der Werkstatt zusätzlich.
Alles überschneidet sich und stellt die MVB vor eine Herausforderung.
Die Straßenbahnen der MVB:
• 72 Niederflurwagen (NGT8D)
• 11 Niederflurwagen mit Anhänger (hohe Kapazität) (NGT8D + B6A2)
• 8 Tatra-Straßenbahnen (KT4D) diese Wagen wurden 2020 vorsorglich zur Verstärkung gebraucht erworben und sind derzeit meist einzeln im Einsatz.
An einem normalen Tag sind 71 Bahnen gleichzeitig im Einsatz. Auf dem Papier reicht die Zahl der 92 verfügbaren Bahnen zwar aus, doch durch die Inspektionspausen, Unfallschäden und spontane Reparaturen fehlt es manchmal an den nötigen Fahrzeugen.
Gutes Krisenmanagement ist gefragt, weshalb wir folgende Maßnahmen ergriffen haben:
Fahrgastinformation: Fehlt eine Straßenbahn, wollen wir das verlässlich kommunizieren. Deshalb sind im Fahrplan der Linien 1, 2, 6 und 10 nun erstmals Markierungen zu finden, die auf einen möglichen Ausfall hinweisen. Neben der bereits bekannten Info „T“ für Fahrzeug mit Treppe (also nicht barrierefrei) kommt nun die Sternchen-Markierung (*) hinzu. Diese Fahrt kann ausfallen – um in jedem Fall pünktlich anzukommen sollte also im Zweifel eine frühere Abfahrt gewählt werden.
Die Ausfälle sind zudem auch in den mobilen Angeboten wie zum Beispiel der INSA-App zu sehen. An den digitalen Fahrgastinformationen finden sich zudem nur die Abfahrten, die auch tatsächlich stattfinden.
Werkstatt: Angepasster Umfang der Inspektion. Im Fokus steht zunächst die Erneuerung aller sicherheitsrelevanten Teile. Optische Reparaturen an Lack, Fußboden und Sitzen folgen später, wenn entsprechende Kapazitäten frei sind. Sieben Straßenbahnen konnten so bereits deutlich schneller zurück in den Einsatz.
Ersatzteile werden bedarfsweise auf anderen Wegen beschafft. Wir arbeiten, wo möglich, mit anderen Lieferanten zusammen oder stellen Teile selbst her, wenn das rechtlich zulässig und wirtschaftlich darstellbar ist.
Mehrarbeit: Unser Personal gibt alles, um die Bahnen schnellstmöglich durch die Inspektion zu bekommen.
Mammutaufgabe mit guten Aussichten
Trotz aller Schwierigkeiten ist Besserung in Sicht. Derzeit ist der Höchststand abgestellter Bahnen erreicht, es rücken kaum noch Wagen nach. Jede Bahn die nun fertig wird, kommt direkt wieder in den Fahrgasteinsatz. So entspannt sich die Lage kontinuierlich: Anfang nächsten Jahres stehen wieder mehr Fahrzeuge zur Verfügung, bis dahin sind vereinzelte Fahrtausfälle leider weiterhin möglich. Gegen Ende 2025 wird der Stau dann vollständig abgebaut sein. Außerdem soll im kommenden Jahr der Fahrgasteinsatz der neuen Straßenbahnen vom Typ Flexity beginnen.
Wir sind deshalb weiterhin dran und behalten die Lage im Blick, damit wir auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für unsere Fahrgäste sind. Trotz aller Unannehmlichkeiten durch einzelne Ausfälle können wir unseren Dienstleistungsauftrag mit hoher Zuverlässigkeit erfüllen. Das ist das Ergebnis unserer Anstrengungen und zeigt, dass die MVB weiterhin für Magdeburg da ist.
Aber man könnte wenigstens bei einigen Bahnen einen Wagen dran hängen das mehr Platz ist, bei der 2 nach westerhüsen ist morgens immer sehr voll und mittags auf dem Rückweg genauso, und bei anderen Bahnen die nicht so voll sind hängt ein Wagen zusätzlich dran, das kann ja nicht sein.
Hallo Andrea. Das ist leider nicht so leicht, da nicht jede Straßenbahn einen Beiwagen ziehen kann. Von unseren Niederflurwagen haben 11 Stück einen Anhänger, diese sind auf den Linien 9, 10 und 2 unterwegs, da dort die meisten Fahrgäste unterwegs sind. Durch die Problematik der Ersatzteilversorgung sind derzeit jedoch nicht alle Beiwagen im Einsatz. Das finden wir auch nicht toll und sind bestrebt, die Wagen schnellstmöglich wieder in den Einsatz zu bringen.
Viele Grüße