Fachkräfte im Fahrbetrieb – Profis im Nahverkehr
Als Fachkraft im Fahrbetrieb (FiF) lernt man nicht nur das sichere Führen von Straßenbahnen, sondern das gesamte Unternehmen kennen. Neben den Betriebshöfen, arbeiten die Azubis in den drei Jahren ihrer Ausbildung unter anderem auch in der Leitstelle, im Kundenbeziehungsmanagement und in weiteren Abteilungen mit. Auch das Verkaufshäuschen am Hauptbahnhof liegt voll und ganz in Azubi-Hand. Und genau das macht den Unterschied zwischen Quereinsteigern und den FiF aus: Sie können nicht nur Straßenbahnen und Busse steuern, sondern vielfältig im Unternehmen eingesetzt werden, weil sie die MVB eben wie ihre Westentasche kennen. So hat es einige Kollegen im Anschluss an ihre Ausbildung zum Beispiel in die Leitstelle, auf die Betriebshöfe oder in die Abteilung Verkehrsplanung verschlagen. Andere Kollegen machen im Anschluss auch noch eine Busfahrerlaubnis, werden also sogenannte „Kombi-Fahrer“ und übernehmen sowohl Straßenbahn-, als auch Busdienste.
Am MVB-Standort in Sudenburg, wo neben der Fahrschule auch die Abteilung Ausbildung sitzt, lernen sie im ersten Ausbildungsjahr unter anderem auch Grundlagen der Elektrotechnik kennen, um die Straßenbahnen und den Umgang mit ihnen, besser zu verstehen. Die gesamte dreijährige Ausbildung erfolgt dabei nicht nur in Magdeburg, sondern auch in Schkeuditz (bei Leipzig), da dort die Berufsschule ihren Sitz hat. Einer der aktuell 24 angehenden Fachkräfte im Fahrbetrieb ist Arne. Er ist 23 Jahre alt und aktuell im ersten Lehrjahr bei der MVB tätig. Wie Arnes Ausbildungtag aussieht, wollen wir Euch heute zeigen.
Ein Tag im Leben eines Azubis
Dienstagmorgen stehe ich pünktlich um 8:00 Uhr im Kundenzentrum der MVB. Arne beginnt seinen Dienst und ich darf ihn dabei heute begleiten. Er fährt den PC hoch, schaut in den Mail-Eingang und packt seine Sachen aus. Fahrkarten verkaufen, Fundsachen herausgeben und die besten Fahrtrouten für unsere Fahrgäste suchen stehen auf dem Programm. Wir unterhalten uns ein bisschen und ich frage ihn, ob ihm die Arbeit im Kundenzentrum Spaß macht. „Ja, sehr“, antwortet er. „Es macht Spaß mit den Kunden zu arbeiten und ist echt spannend, weil man sich ja auf jeden Kunden individuell einstellen muss. Der Tag ist abwechslungsreich und jede Situation und Frage ist anders und am Ende ist es einfach ein tolles Gefühl, wenn man jemandem weiterhelfen konnte und ihn in seinen Alltag entlassen kann.“
Wir nehmen uns auch eine Minute Zeit, um über ihn und seine bisherige Laufbahn zu reden. Arne, der gebürtiger Magdeburger ist, zog für sein Jura-Studium nach Halle. Zu Beginn der Corona-Pandemie kam er dann zurück, weil die Uni ausschließlich online stattfand und hier seine Familie und Freunde wohnen. Als er dann erfahren hat, dass man bei der MVB als Aushilfe Straßenbahnen fahren kann, fiel ihm die Entscheidung nicht schwer und er bewarb sich bei uns. Zwei Jahre später ist die Pandemie in den letzten Zügen und die Uni nimmt wieder ihren normalen Betrieb auf, als Arne feststellt, dass er eigentlich doch eine Ausbildung machen möchte. Er bewirbt sich kurzerhand als FiF und wird genommen. Heute bereut er seine Entscheidung kein Stück: „Es ist schön wieder zuhause zu sein. Noch schöner ist es natürlich, dass ich meinen Kindheitstraum verwirklichen kann.“
Während der Ausbildung fährt Arne schon regelmäßig Fahrdienste, ist also als Straßenbahnfahrer mit Fahrgästen unterwegs. Dies kann er, da er bereits vor seiner Ausbildung als Aushilfsfahrer für die MVB tätig war und so die Fahrerlaubnis für die Straßenbahn bereits hat. Übrigens: ab dem zweiten Lehrjahr und nach bestandener Prüfung fahren bei uns alle Azubis bereits selbstständig durch die Stadt.
Eine Fahrt durch Magdeburg
Also darf ich Arne bei der Ablösung begleiten, denn nach seiner Vormittagsschicht im Kundenzentrum fährt er am Nachmittag noch einen Dienst auf der Linie 3. Arne und der abzulösende Kollege unterhalten sich kurz und tauschen sich über die aktuellen Gegebenheiten auf der Strecke aus, während Arne sich schon seinen Arbeitsplatz in der Fahrerkabine herrichtet.
Während einer kurzen Pause nutzen wir die Gelegenheit und er erzählt mir von ein paar Erlebnissen bei der MVB. Eins, dass ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, ist der Schneesturm Anfang 2021. Er war als Winterdienstfahrer auf der Straßenbahn eingesetzt, um die Gleise frei zu machen. „Es war cool mitzumachen und direkt mitzuerleben, wie alle Kollegen an einem Strang gezogen haben.“ Auch Gespräche mit Fahrgästen haben sich bei ihm positiv eingeprägt. „Einmal stand ich vor einem PKW im Gleis am Bahnhof Buckau fest. Zwar waren wir alle von der Zwangspause nicht begeistert, aber die Fahrgäste hatten Verständnis und so kam noch das eine oder andere spannende Gespräch zu Stande.“
Und würde er die Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb weiterempfehlen? „Definitiv! Es macht mir viel Spaß, ist vielfältig und echt interessant.“
Anschließend fahre ich als Fahrgast von der Endstelle Leipziger Chaussee mit in Richtung Klinikum Olvenstedt. Meine Reise endet an den Verkehrsbetrieben, wo ich mich nochmal winkend von Arne verabschiede. Ein Blick auf die Haltestelle, auf das Signal, die Türen schließen und er fährt los, in den Feierabendverkehr Magdeburgs.
Du möchtest es Arne gleichtun und einen der acht Ausbildungsplätze als FiF besetzen?
Dann bist Du im besten Falle mindestens 17 Jahre alt und möchtest deinen PKW Führerschein im ersten Lehrjahr machen bzw. hast ihn schon. Wenn Du ohne Angst an neue Aufgaben herangehst und gerne Verantwortung übernimmst, wenn Du jeden Tag, die beste Panoramasicht auf Magdeburg genießen willst und gerne das Steuer übernimmst, dann bewirb Dich jetzt ganz einfach online: Dafür wollen wir von Dir nur kurz und knapp wissen, wieso Du FiF werden möchtest und brauchen deinen Lebenslauf und dein aktuelles Zeugnis. Der Bewerbungsschluss ist aufgehoben, Du kannst dich auch jetzt noch für das kommende Lehrjahr bewerben.
Über die Autorin:
Sophie Madeleine Voß studiert Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt und absolviert ihr Praktikum in der Pressestelle der MVB.
Zitat: „Und genau das macht den Unterschied zwischen Quereinsteigern und den FiF aus: Sie sind Profis im Thema Nahverkehr (….)“
Aua. Das von einer Studentin für Kommunikationswissenschaften? Ich denke, das kann man anders formulieren, ohne den zahlreichen Quereinsteigern unrecht zu tun 😉
Hallo, A. Vielen Dank für deinen Hinweis. Wir wollten natürlich niemanden Übervorteilen. Gemeint ist, dass die Quereinsteiger:innen echte Profis im Fahrdienst sind und die Fachkräfte im Fahrbetrieb „Nahverkehrsprofis“ sind, also weitergehende Qualifikationen während ihrer dreijährigen Ausbildung erworben haben. Jeder Kollege und jede Kollegin leistet damit einen wichtigen Beitrag zum täglichen Vorankommen unserer Kund:innen. Den Passus haben wir im Beitrag natürlich noch angepasst.
Viele Grüße,
Johannes