Dienstagnachmittag in Magdeburg. Zur Hauptverkehrszeit ist viel los auf den Straßen. Auch die Busse und Bahnen sind gut gefüllt, alle wollen irgendo hin – nach Hause, zum Einkaufen, zu Freunden…
Plötzlich ein Unfall. Ein wichtiger Streckenabschnitt ist dadurch nicht mehr befahrbar, das verunfallte Fahrzeug steht mitten auf der Straße und hat zudem noch einen Schaltschrank der Stromversorgung beschädigt. Nichts geht mehr für die Tram. Was von nun an so alles hinter den Kulissen bei der MVB passiert, lest ihr hier.
Erste Reaktion
Zuerst sehen die Fahrerinnen und Fahrer auf der Strecke den Unfall und melden die Situation der MVB-Leitstelle. Hier muss binnen weniger Minuten reagiert werden und bei Notwendigkeit auch Rettungsdienst und Polizei informiert werden. Störungen haben auch immer Einfluss auf den Fahrplan. Kleine Unregelmäßigkeiten können schnell große Auswirkungen haben. Die Leitstelle schickt also einen Einsatzwagen zur Unfallstelle und leitet erstmal die Straßenbahnen so um, dass sie sich nicht an der Unfallstelle stauen.
Paralell dazu werden Busse aus dem Linienverkehr abgezogen, um auf dem betroffenen Abschnitt als Schinenersatzverkehr zu agieren.
Währenddessen trifft die Polizei und der Rettungsdienst an der Unfallstelle ein, die Rettungsarbeiten beginnen. Die MVB-Techniker treffen kurze Zeit später ein und machen sich ein Bild vom Schaden an der Technik. Hier gibt es immer ein Team in Rufbereitschaft, um in solchen Fällen schnell vor Ort zu sein.
Fahrplan nach Gefühl
Alle umgeleiteten Bahnen fahren nun außerhalb ihrer normalen Fahrplanlage. Hier sind die Fahrerinnen und Fahrer gefragt: Sie müssen sich abstimmen und ihre Abfahrten an den Wendeschleifen so aufteilen, dass möglichst wieder ein gleichmäßiger Takt entsteht. Dabei unterstützt sie die Leitstelle, da hier auf die Echtzeit-Standorte der Fahrzeuge zugegriffen werden kann.
Zudem müssen sie auch die Informationen an die Fahrgäste weiterleiten. Wo fahren die Busse vom Schienenersatzverkehr? Wie komme ich jetzt weiter? Was ist denn überhaupt passiert? – Diese und andere Fragen beschäftigen die Menschen.
An den digitalen Fahrgastanzeigen auf der Strecke werden Meldungen angezeigt, die über die Störung informieren. Auch im Internet werden Nachrichten veröffentlicht: auf Facebook und Twitter/ X erscheinen Kurzmeldungen für Social-Media-Nutzende, in der INSA-App wird ein Hinweis angezeigt. Bei großen Störungen informiert auch die MVB-Pressestelle mit einer Pressemitteilung
Auswirkungen bis in den Abend
Unterdessen ist es später Nachmittag. Die Strecke ist noch immer gesperrt. In Kürze sollten die ersten Bahnen zum Betriebshof einfahren, doch das ist jetzt nicht möglich. Die Kolleginnen und Kollegen auf dem Betriebshof müssen umdisponieren: Der Plan für die Einfahrt muss neu gemacht werden, da die Bahnen später kommen werden und dann auch nicht in der ursprünglichen Reihenfolge. So können die Werkstätten auch nicht wie vorgesehen mit ihren Wartungsarbeiten beginnen. Darüber hinaus werden später Kolleginnen und Kollegen benötigt, die dabei helfen, die Straßenbahnen wieder so zu sortieren, dass sie passend für die Ausfahrt am nächsten Morgen aufgestellt sind.
Nicht nur auf dem Betriebshof muss umgebaut werden: Auch die Fahrerinnen und Fahrer, die noch auf der Strecke unterwegs sind, können nun nicht zur Pause oder zum Feierabend an der vorgesehenen Stelle sein. Durch den veränderten Fahrplan sind sie teils weit weg vom Ablösepunkt. Die Leitstelle koodieniert zusammen mit der Personaldisposition die Ablöse und fährt unter umständen auch mit dem Einsatzwagen los, damit die Bahnen weiter rollen und niemand seine gesetzlich festgeschriebene Lenkzeit überschreitet.
Die Strecke ist wieder frei. Jetzt gilt es, alle Bahnen wieder an ihren vorgesehenen Platz zu bekommen. Straßenbahnen, die in den Betriebshof müssen, haben möglicherweise keinen Fahrer oder Fahrerin mehr. Sie wurden deshalb zuvor auf einem festgelegten Streckenabschnitt hintereinander abgestellt. Nach und nach werden diese Bahnen dann in ins Depot geholt. Auf der Strecke müssen die noch in Umlauf befindlichen Wagen ebenfalls zurück in den Fahrplan.
So dauert es auch nach dem Ende des Störung einige Stunden, bis der Plan wieder hergestellt ist.
Teamarbeit führt zum Ziel
Im Idealfall merken die Fahrgäste an den Haltestellen von alledem nicht viel. Natürlich bringen solche Vorkommnisse immer Einschränkungen mit sich, doch durch gute Zusammenarbeit lässt sich das auf ein Minimum reduzieren, damit alle Menschen an ihr Ziel kommen.