Geht nicht auf die Straße: die Auslege-Rampe der Tram

An vielen Stellen im Netz der MVB öffnen sich die Fahrzeugtüren nicht vor einem Bahnsteig, sondern einfach auf der Straße. Zwar ist der barrierefreie Ausbau der Haltestellen beschlossene Sache, doch die vollständige Umsetzung wird noch eine Weile dauern.
Als Hilfsmittel wird häufig die in den Straßenbahnen mitgeführte Klapprampe genannt, um Menschen mit Rollstuhl den Zugang in die Bimmel zu erleichtern. Doch diese Rampe hat eine ganz andere Aufgabe, denn sie wurde als sogenannte Auslegerampe zur Überbrückung des Bahnsteigspaltes konzipiert. So kann sie von den Fahrerinnen und Fahrern ausgelegt werden, wenn der Abstand zwischen Wagen und Bahnsteigkante zu groß ist, oder aber der Höhenunterschied ein sicheres Zusteigen von Rollstuhlfahrenden nicht zulässt.

Im Regelfall läuft das so: In den Haltestellen mit Bahnsteig befindet sich im vorderen Bereich, also da, wo der Kopf der Tram zum Stehen kommt, ein Piktogramm im Boden. Es zeigt einen Rollstuhl und markiert die Halteposition der 2. Straßenbahntür. Dort ist die Rampe untergebracht.

Möchte nun ein Rollifahrer die Straßenbahn nutzen, stellt er sich dort auf und gibt bei der Einfahrt des Wagens der Straßenbahnfahrerin ein Handzeichen. In der Folge betätigt der Rollstuhlfahrer den „Kinderwagen“-Taster an der Tür, die daraufhin geöffnet bleibt. Unsere Fahrerin steigt nun aus, fragt nach dem Reiseziel des Kunden und legt die Spaltüberbrückung für den Zustieg aus.

Bei Haltestellen auf der Fahrbahn ist das anders. Würde dort die Spaltüberbrückung auslegen werden, wäre sie zum einen viel zu steil, zum anderen wäre eine sichere Nutzung nicht möglich, da diese gar nicht im Fahrzeugboden verriegelt. Das habe ich für euch mal an der Endstelle ausprobiert und auf Fotos festgehalten.

„Könnte man die Rampen, wie sie es in den Bussen gibt, nicht nachrüsten?“
Rein theoretisch wäre das möglich, die Details dazu erklärt Frank Rathsack, Abteilungsleiter Technik der MVB: „Bei einer solchen Nachrüstung muss eine sogenannte Kassette verbaut werden. Dafür wäre ein Umbau des Fußbodens im Türbereich notwendig. Unter Umständen wird dabei die Statik des Wagenkastens verändert, wodurch für die Zulassung ein erneuter Nachweis der statischen und dynamischen Festigkeit der Fahrzeuge erbracht werden muss. Weiterhin muss zwingend auf die Einhaltung der vorhandenen Maße geachtet werden, denn die Einstiegshöhe von 300 mm darf nicht überschritten werden.“ Was in der Theorie ganz einfach klingt, ist in der Umsetzung weitaus komplizierter. Dazu kommt, dass die Kosten für einen Umbau gedeckt sein müssen, denn allein mit den Erlösen aus dem Fahrscheinverkauf gelingt das nicht. So bleibt wie bisher nur die Nutzung der Auslegerampen an Bahnsteigen.

Gute Aussichten

In Zukunft wird es jedoch Abhilfe geben, denn die in der Beschaffung befindlichen neuen Straßenbahnen werden sogar zwei Klapprampen besitzen. So kann ein barrierearmer Zustieg sowohl an der zweiten, als auch an der vierten Tür erfolgen. Diese Bahnen werden voraussichtlich ab 2024 durch Magdeburg rollen.

Bis zum nächsten Mal!
Johannes

2 Responses

  • Ein sehr guter geschriebener Bericht, Johannes L. Aber eins würde ich mir für die Zukunft wirklich mal wünschen. Das die Rollstuhlrampen automatisiert werden. Das heißt also das der MVB-Fahrer einen Knopf in der Fahrerkabine drückt. Und die Rollstuhlrampe dann automatisch an der Barriere freien Haltestelle ausfährt. Bei der Deutschen-Bahn gibt es das auch schon. Da drückt man den Türknopf und die Mini Rampe fährt dann automatisch aus. Genau zwischen der Bahnsteigkante. Vielleicht ist es ja doch möglich, in den neuen NGT-Bahnen welche ab dem Jahr 2024 kommen, diese mit einer elektrischen Rollstuhl-Rampe auszustatten? Wo der MVB-Fahrer nur einen Knopf drücken braucht, damit die elektrische Rampe ausfährt. Es kostet außerdem einige Zeit wenn der Fahrer extra raus kommen muss. Um die Rampe an Tür 2 oder Tür 4 zu platzieren. Da wäre wirklich eine elektrische Rollstuhlrampe hilfreich in den neuen NGT-Bahnen.

  • Schade, es wird so gottgegeben dargestellt. Wer hat die Fahrzeuge so konstruiert? Wer hat die Fahrzeuge so bestellt? So alt sind die Fahrzeuge nun auch nicht und Menschen mit Beeinträchtigungen gab es schon. Den Verweis auf Fahrzeuge, die in 5 (?) Jahren kommen, empfinde ich als unangemessen.

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