Die Zukunft ist jetzt: Mit Elbi fahrerlos in den Stadtpark

Erinnert ihr euch noch an den Film „Zurück in die Zukunft 2“? Hauptdarsteller Michael J. Fox reist dort in seiner Paraderolle Marty McFly aus den 80ern ins Jahr 2015 und staunt über schwebende Hoverboards, selbstschnürrende Schuhe und fliegende Autos. Nun, fliegende Autos gibt es bekanntermaßen immer noch nicht, aber selbstfahrende schon. Und auch Busse können ohne Fahrer fahren. Das testet aktuell das Institut für Logistik und Materialflusstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in zwei Pilotprojekten unter Leitung von Prof. Dr. Hartmut Zadek.

Autonomer Shuttlebus „Elbi“. Er fährt vollelektrisch.

Vor allem geht es darum, Erfahrungen zu sammeln, wie der Verkehr der Zukunft funktionieren kann. Neben dem Harz-Städtchen Stollberg gibt es auch in Magdeburg eine Teststrecke, die durch die MVB als Projektpartner betrieben wird. Der autonom fahrende Shuttle-Bus wurde auf den Namen Elbi getauft und pendelt zwischen Stadthalle und Seumestraße hin und her. Fahrerlos. Aber nicht führerlos 😉 . Zur Sicherheit ist immer ein Operator an Bord, der im Notfall eingreifen kann. Und als ich mitgefahren bin, musste er sogar öfter manuell eingreifen – Notfälle lagen dabei aber ganz klar nicht vor. Dazu aber später mehr.

Damit Elbi überhaupt alleine fahren kann, musste im Vorfeld die zu befahrende Strecke eingemessen und quasi „abgescannt“ werden. Über verbaute Sensoren am Fahrzeug erkennt Elbi seine Position und folgt der voreingestellten Route. Das besondere: Er fährt im normalen Straßenverkehr mit und hält auch an Ampeln.

Ronald Witte.

Und da ist auch schon die Krux: Elbi fährt nur auf der für ihn eingestellten Route. Ist diese blockiert, etwa durch ein falsch stehendes Auto, hält er an und benötigt Hilfe vom Operator. Diese Operatoren sind eigentlich Busfahrer bei der MVB. Sie erhielten eine Weiterbildung und Qualifizierung, um mit Elbi unterwegs zu sein. Einer von ihnen ist Ronald Witte. Als die MVB nach Freiwilligen suchte, die Lust hätten, Elbi zu begleiten, musste er nicht lange zögern, wie er mir erzählt. „Es ist mal was ganz anderes, schließlich habe ich kein Lenkrad in der Hand“, sagt Ronald. Als ich eine Runde mitfuhr, stand ein Auto unmittelbar vor der Haltestelle Seumestraße, sodass Elbi den Bogen in die Haltebucht nicht fahren konnte. Hier musste unser Operator also manuell mittels Joystick eingreifen und Elbi beim einparken helfen.

Auch an der Ampel fährt Elbi erst los, nachdem der Operator ihm das befiehlt. Das liegt daran, dass unsere Ampeln in Magdeburg noch nicht mit dem neuen Fahrzeug kommunizieren können. Bei anderer verbauter Technik wäre aber auch das möglich.

Insgesamt erlebe ich die Mitfahrt als sehr angenehm. Auch wenn Elbi nur 15 km/h fahren darf, kommt mir dies viel schneller vor. Unverständliches Kopfschütteln bleiben mir und Operator Ronald nur für Autofahrer übrig, die Elbi wild anhupen und damit signalisieren, er solle doch bitte schneller fahren. Tatsächlich ist uns das bei einer Runde zwei mal passiert. Das aber nur am Rande 😉

Operator an Bord.

An diesem trüben Herbsttag läuft, abgesehen vom Falschparker, alles nach Plan. Elbi erkennt selbständig Hindernisse und andere Verkehrsteilnehmer, sodass er abbremst oder im Zweifel stehen bleibt, etwa, wenn er von einem Radfahrer überholt wird. Den Blick über die Elbe zum Dom, wenn Elbi die Sternbrücke überquert, ist ein Highlight der Strecke. Im Stadtpark angekommen, ist eine kurze Pause im Fahrplan vorgesehen, ehe es wieder zurück zur Seumestraße geht.

Noch bis zum 19. Dezember könnt ihr Elbi von dienstags bis sonntags von 10 Ur bis 17 Uhr kostenlos testen, denn für die Mitfahrt benötigt ihr keinen Fahrschein. Nur eine medizinische Maske und ein 3G-Nachweis muss mitgeführt werden.

Ob autonome Shuttlebusse eines Tages als festes Angebot, ohne Operatoren, in der Stadt unterwegs sein werden und das Angebot von Bus und Bahn ergänzen werden? Das wir die Zeit zeigen. Die Universität forscht jedenfalls daran, um dies zu ermöglichen.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier.

Bis zum nächsten Mal!

Euer Tim

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