Am Alten Markt, da sehe ich meine Bahn der Linie 9 an der Haltestelle stehen. Ich laufe los, springe auf den Bahnsteig und drücke an der Tür. Doch sie öffnet nicht. Nur wenige Sekunden später setzt sich die Straßenbahn in Bewegung und fährt davon – ohne mich.
Das hat wohl fast jeder schon mal erlebt: Da hat man sich extra beeilt und es hat doch nicht gereicht.
Aber warum kann der Fahrer nicht noch mal schnell die Tür aufmachen und mich rein lassen?
Das hat mehrere Gründe, die ich euch aus Sicht des Fahrers gern schildern möchte.
„Nur mal kurz“ geht eine Tür leider nicht auf. Dafür muss ich die Türen zunächst freigeben, also für die Betätigung durch die Fahrgäste aktivieren. Dann gehen alle Türen auf, an denen zuvor ein Haltewunsch gedrückt wurde. Dann bleiben die Türen einen Moment offen und schließen erst wieder, wenn die Lichtschranke der Tür nach 3 Sekunden kein Hindernis erkannt hat. Der ganze Prozess von der Freigabe, der Öffnung bis zur Schließung dauert gut und gerne etwa 20 bis 30 Sekunden. Nicht viel, mag man jetzt denken. Doch genau diese Sekunden machen oft den Unterschied zwischen, einfach gesagt: „Ampel ist grün, die Bahn kann fahren“ und „Leider zu langsam, die Bahn muss bei rot warten“, aus.
Denn an vielen Haltestellen meldet sich die Straßenbahn an einer Ampel an.
Die Zeit von der Anmeldung bis zum Signal „Fahrt frei“ ist fest eingestellt. Sie reicht in der Regel aus, um einen Fahrgastwechel mit dem üblichen Passagieraufkommen durchzuführen. So kann es gleich weitergehen, sobald die Türen geschlossen sind. Andernfalls muss die Bahn, wie schon oben erwähnt, wieder warten, bis die Ampel erneut „Fahrt frei“ zeigt. Und das kann, je nach Kreuzung, dauern! Dies führt zu unnötigen Verspätungen und ärgert mich und meine anderen Fahrgäste.
Wenn ich also sehe, dass alle Menschen ein- oder ausgestiegen sind, dann möchte ich die Reisenden meiner Bahn natürlich möglichst pünktlich an ihr Ziel bringen. Selbstverständlich schaue ich vor der Abfahrt noch einmal im Spiegel nach, ob eventuell jemand mit möchte. Gerade ältere Menschen, die schwere Tüten bei sich haben, möchte ich nicht stehen lassen. Hin und wieder kommt es jedoch leider vor, dass ich meine Bahn bereits in Bewegung gesetzt habe und dann noch jemand von hinten angerannt kommt. Das tut mir meist leid, doch anhalten kann ich dann nicht mehr. Grundsätzlich sollte ich als Fahrgast ja in der Haltestelle auf meine Bahn warten, doch manchmal kommt das Leben dazwischen und man schafft es nicht mehr, rechtzeitig vorher an der Haltestelle zu sein. Das ist mir auch schon zur Genüge passiert, übrigens auch als Mitarbeiter. 😉
In diesem Fall musste ich auf die nächste Bahn warten. Für mich ärgerlich, jedoch auch verständlich, da die anderen Menschen, die bereits in der Straßenbahn sitzen, auch vorankommen möchten, um vielleicht eine Anschlussbahn oder -bus zu bekommen.
Es ist also keine Boshaftigkeit der Fahrerin oder des Fahrers, wenn die Tür nicht noch mal aufgemacht wird, sondern dient der Pünktlichkeit aller Fahrgäste, die bereits im Fahrzeug sind und der Fahrgäste, die an den folgenden Haltestellen bereits warten.
Bis zum nächsten Mal!
Johannes
Voll verständlich erklärt und nachvollziehbar! ABER… Mir selbst ist es schon passiert (als zusteigen wollender und bereits eingestiegener Fahrgast), dass zb an typischen Kreuzungen (an denen jeder immer lange warten muss, egal ob Fußgänger, Autofahrer usw.) die Bahnen „gelegentlich“ nach sperren der Türen noch „wesentlich“ länger stehen als 30 Sekunden und keine Fahrgäste mehr zusteigen lassen, was einen schon mal verärgern kann. Also, dass der Fahrgast der noch schnell zur Bahn geeilt ist, mitunter fast 1 Minute(hab ich auch schon noch länger erlebt) vor der verschlossenen Bahn steht, bevor sie abfährt. Auch habe ich mehrmals erlebt, dass der Fahrer in diesen Fällen sogar pampig in seiner Fahrerkabine vor sich hin schimpfte. Zusammenfasst: Klar, irgendwann muss die Bahn mal losfahren, sonst könnte sie ewig an einer Haltestelle bleiben bis keiner mehr in die Bahn passt. Und sicherlich nervt es mich, wenn ich in der Bahn sitze und sie ewig nicht losfahren kann. Und in der heutigen Zeit sind wir sowieso oft genervt und gestresst. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Außerdem muss man auch sagen das einen die Tram/Bus Fahrer oft leid tun können,wenn man sieht wie rücksichtslos manch Verkehrsteilnehmer am Straßenverkehr teilnimmt und Fahrgäste auch beim aussteigen fast über den Haufen gefahren werden. Demzufolge, Hut ab vor den Tram- und natürlich auch den Busfahrern. Ich glaube meine Nerven wären für diesen Job nicht stark genug 😊Schlusswort: Wir Deutschen haben eh immer was zu meckern, sonst sind wir nicht glücklich, schuld haben immer die anderen und ich „hätte“ es besser gemacht. 😊In diesem Sinne ein schönes Wochenende und allzeit gute Fahrt. Sven K. Jahres-Abo Fahrgast
Grundsätzlich verständlich, dass die Tür nicht mehr auf gemacht werden kann wenn schon grün ist für die Bahn…aber wie kann man das Phänomen erklären, dass Bus-/Bahnfahrer einen blöd angrinsen, während sie die Tür nicht öffnen und man eigentlich noch gerne mitfahren möchte?
Das soll jetzt hier hauptsächlich keine Kritik sein…beschweren tue ich mich dann immer wenn das passiert. Aber was ich mich auch fragen würde, wäre, ob, nach so einer Beschwerde, dass ein Bus-/Straßenbahnfahrer einem grinsend weggefahren ist, es dann auch wirklich Konsequenzen für den betreffenden Bus-/Straßenbahnfahrer gibt?