Ich fahre euch zur Arbeit – Und wer fährt mich?

Es ist an sich ein recht banales Thema, dennoch steckt viel dahinter – der Weg ins Büro, zur Schule, zur Uni oder zum Geschäft. Für unsere Fahrgäste gestaltet sich die Planung der richtigen Route ziemlich einfach, denn mit der easyGo-App, der INSA-Verbindungsauskunft oder dem DB Navigator der Deutschen Bahn lassen sich schnell die richtigen Zeiten herausfinden, zu denen man sich an der nächstgelegenen Haltestelle einfinden sollte.
Mit ein wenig Glück steuere ich dann auch die Bahn, die euch ans Ziel bringt.
Doch habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie ich dorthin gelangt bin (ja, ich weiß, durch die Tür. Das soll aber nicht das heutige Thema sein! ;))?

Wenn ich Frühschicht habe, beginnt mein Dienst in der Regel nämlich dann, wenn die meisten Menschen in Magdeburg noch im Bett liegen: in der Zeit zwischen 3:30 Uhr und 4:00 Uhr morgens.

Zu diesem Zeitpunkt muss ich auf einem der beiden Straßenbahn-Betriebshöfe in Magdeburg sein und die Straßenbahn für den Einsatz vorbereiten.
Um dorthin zu gelangen, gibt es für mich zwei Möglichkeiten:
Zum einen könnte ich mit meinem Auto oder Fahrrad zum Betriebshof fahren. Das ginge am schnellsten und ich müsste nicht zum Nachtbus laufen. Da die Frühschicht jedoch immer in der Innenstadt endet, da wir die Bahnen ja nicht mitten am Tag wieder ins Depot schicken, müsste ich somit nach Dienstschluss erst zu meinem fahrbaren Untersatz reisen, bevor ich damit wieder nach Hause kann. Das hieße: Eine Stunde zusätzlich durch die Stadt fahren. Da ich die Zeit nachmittags lieber anders verbringen möchte und bequem mit der Straßenbahn nach Hause fahre, nutze ich die andere, entspanntere Möglichkeit: den Nachtanschluss.

Busse am Alten Markt
Von hier überall hin: Der zentrale Anschlusspunkt
Die ganze Nacht lang, wenn ihr wollt.
Dieser findet täglich ab 23:15 Uhr am Alten Markt statt. Dabei treffen sich alle Nachtlinien (N1-N8) an der Haltestelle. Diese fahren in nahezu alle Teile der Stadt.
Beim Anschlusstreffen am Alten Markt sind zusätzlich unsere Kollegen von der Leitstelle vor Ort. Ihnen kommt eine besondere Funktion zu, denn sie überwachen, dass alle Fahrgäste, die umsteigen möchten, garantiert ihren Anschluss erreichen. Das ist eine der Besonderheiten im Nachtverkehr und stellt sicher, dass niemand im Dunkeln 30 oder 60 Minuten auf den Bus warten muss. Ziemlich gut! Sollte sich eine Linie verspäten, warten alle anderen Linien auf diese.

Wenn dann alle Menschen ihren Platz gefunden haben, versichern sich die Kollegen der Betriebslenkung, dass alles bereit ist und geben mittels Funk das Abfahrtsignal an die Fahrerinnen und Fahrer. Dann begeben sich die Nachtbusse und -bahnen fast sternförmig auf ihre Reise in die Stadtteile. Natürlich sind auch die beiden Betriebshöfe in Westerhüsen und in Rothensee an das Netz der Nachtlinien angeschlossen. So bringt mich meist die N8 nach Rothensee zum Betriebshof Nord, wobei meine Reise, je nach Schichtlage, entweder 3:15 Uhr oder 4:15 Uhr beginnt. Angekommen kann ich, bevor ich meine Bahn für den Tag vorbereite, noch entspannt einen Kaffee trinken und einen kleinen Plausch unter Kollegen halten.

Besonders ist auch, dass der Nachtverkehr regelmäßig die ganze Nacht hindurch, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr fährt.
Viele andere Städte kennen einen solchen Nachtverkehr nur am Wochenende. Unter der Woche ist gegen Mitternacht meistens „Schicht im Schacht“. Nicht jedoch in Magdeburg, denn hier gibt es keine Betriebspause. Man kommt also immer weg bzw. wo hin. Der Takt ist dabei bis 01:15 Uhr halbstündlich, danach fahren die Linien einmal pro Stunde.

Ein interessanter Nebeneffekt ist übrigens, dass man mit der Nachtlinie manchmal sogar schneller ist, als am Tage mit der Tram. In nur 30 Minuten oder weniger erreicht jede Nachtlinie ihr Ziel. Hier wird der Einfluss von Ampeln und Berufsverkehr deutlich sichtbar. Darüber werde ich euch in einem der kommenden Beiträge mehr berichten.

Wir lesen uns!

Euer Johannes

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