Die neue Straßenbahngeneration auf dem Weg in den Alltag

Mit großer Freude haben wir im September 2024 die neue Straßenbahngeneration „Flexity“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die modernen Fahrzeuge überzeugen nicht nur mit ihrem unverwechselbaren Design, sondern auch mit neuester Technologie. Seitdem wird der erste Triebwagen, Wagen 1402, intensiv getestet. Diese Prüfungen sind essenziell für die Zulassung der neuen Baureihe und die anschließende Serienfertigung von 34 weiteren Bahnen. Besonders die Fahrzeugsteuerung lässt sich in dieser frühen Phase noch flexibel anpassen, bevor die Produktion in Serie geht. Im Januar 2025 werfen wir einen Blick auf den aktuellen Stand der Arbeiten.

Wagen 1402: Erste Schritte im Testbetrieb

Bislang war Wagen 1402 nur bei der Präsentation auf dem Magdeburger Bahnhofsvorplatz zu sehen. Warum er bisher noch kein Teil des regulären Streckennetzes ist, erklären Frank Rathsack, Abteilungsleiter Fahrzeugtechnik, und Bernd Eberhard, Projektleiter Straßenbahn:
„Für die Präsentation hatten wir eine Sondergenehmigung. Damit die Flexity regulär mit Fahrgästen fahren darf, benötigen wir die Zulassung für die gesamte Baureihe. Dafür sind umfassende Tests an den beiden Vorserienfahrzeugen erforderlich“, erläutert Frank Rathsack. „Diese Prüfungen laufen derzeit parallel in Magdeburg und im Alstom-Werk in Bautzen. Der zweite Wagen, 1401, wird dort aktuell getestet.“
Bernd Eberhard ergänzt: „Der Fokus liegt momentan auf der Software. Wir überprüfen alle Funktionen – von der Klimatisierung im Innenraum über die Steuerung der Fahrmotoren bis hin zur Brems- und Lichtsteuerung. Die Erkenntnisse aus diesen Tests setzt der Hersteller um und erstellt die finale Software, die dann für alle weiteren Fahrzeuge der Baureihe verwendet wird.“

Die nächsten Schritte: Probefahrten und Feintuning

Schon bald verlässt Wagen 1402 den Betriebshof, um erste Brems- und Antriebstests zu absolvieren. Danach folgen Probefahrten im gesamten Streckennetz. Dabei wird überprüft, ob die Straßenbahnen überall durchpassen und wie sie sich in Kurven beim Begegnungsverkehr mit anderen Bahnen verhalten. In der Theorie wurde dies alles zuvor berechnet und obwohl die Flexity 10 cm breiter ist, soll sie trotzdem zum Magdeburger Netz passen. Zudem werden Messfahrten durchgeführt, um sämtliche Systeme der Bahn gründlich zu prüfen.
„Das ist alles Teil des Zulassungsprozesses. Am Ende prüft die Aufsichtsbehörde, ob die Flexity alle Anforderungen erfüllt und sicher betrieben werden kann“, erklärt Frank Rathsack. „Diese Testergebnisse gelten dann für die gesamte Baureihe. Das reduziert den Testaufwand für die nachfolgenden Fahrzeuge.“

Arbeiten im Werk Bautzen

Parallel dazu laufen im Alstom-Werk in Bautzen die Arbeiten an Wagen 1401 auf Hochtouren. Dort werden nicht nur die gleichen Tests wie in Magdeburg durchgeführt, sondern auch Anpassungen auf Basis der bisherigen Ergebnisse vorgenommen.
„Der zweite Wagen hat noch keine Abnahme durch uns. Daher finden in Bautzen gleichzeitig Qualitätsprüfungen statt. Sobald unsere Anforderungen erfüllt sind, kann Wagen 1401 ebenfalls nach Magdeburg kommen“, erklärt Bernd Eberhard.

Ausblick: Schulungen und Inbetriebnahme

Wenn alles nach Plan läuft, wird Wagen 1402 ab Februar bei Erprobungsfahrten im Magdeburger Streckennetz unterwegs sein, während Wagen 1401 aus Bautzen eintrifft. Nach Abschluss der Typ- und Streckenmessfahrten starten im Frühjahr Schulungen für Werkstattpersonal, Leitstellenmitarbeitende und später die Fahrerinnen und Fahrer.
„Die ersten beiden Quartale dieses Jahres werden entscheidend“, blickt Frank Rathsack voraus. „Wir arbeiten darauf hin, die Zulassungstests im zweiten Quartal abzuschließen, sodass die Flexity von der Aufsichtsbehörde freigegeben wird. Bis März stehen jedoch noch viele Erprobungen und Abstimmungen an – teils auf dem Betriebshof, teils im Werk und oft nachts, wenn die Gleise frei sind.“

Das Ziel: Flexity für Magdeburg

Die Arbeiten gehen also planmäßig voran, sodass die ersten neuen Straßenbahnen voraussichtlich ab Herbst den Betrieb mit Fahrgästen aufnehmen können.

Alle Infos zur neuen Straßenbahn gibt es auf unserer Webseite.

2 Responses

  • Schön das es vorangeht mit den neuen Bahnen, da sie dringend gebraucht werden. Sie sind länger und nehmen auch mehr Fahrgäste auf, was auch sehr gut ist. Leider verschwinden für mich als großer Tatrafan dann unsere alten Fahrzeuge, bis auf die ATW. Ich bin diesen Fahrzeugen oft hinterher und versuche sie in Bild und Video festzuhalten. Eine Frage hätte ich. Gehen die KT4D’s dann alle weg, wenn sie ihren Dienst im Personenverkehr beenden, oder werden welche als ATW übernommen?

    • Hallo Marc,

      die KT4D sind ja noch eine Weile im Einsatz. Was danach mit den Wagen geschieht, ist noch offen. Ein Einsatz als Arbeitswagen zieht ja unabhängig vom Wagentyp einen gewissen Aufwand nach sich. Neben den Ersatzteilen (Elektronik, Baugruppen, etc.) sind auch Schulungen für Persoanal (Werkstattpersonale und Fahrer:innen) und natürlich die Hauptuntersuchungen weiterhin Faktoren, die nach dem Fahrgasteinsatz bestehen bleiben. Inwiefern hier für die KT´s ein Einsatz als Arbeitswagen (und bei der MVB fahren ja schon eine Menge anderer schöner Wagen ;)) sinnvoll ist, wird entschieden, wenn es soweit ist.
      Viele Grüße,
      Johannes

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