Wildkräuter im Gleisbett: Was zunächst harmlos aussieht, ist für den Straßenbahnverkehr ein ernstzunehmendes Problem. Zwischen Schotter und Schwellen wachsen Pflanzen, die nicht nur optisch stören, sondern den sicheren Betrieb der Bahnen gefährden. Um dem entgegenzuwirken, sind regelmäßig Mitarbeitende der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) und beauftragter Fremdfirmen im Einsatz, um das Grün zwischen den Schienen zu entfernen.
Diese Arbeit ist mühselig, zeitintensiv und oft nur von kurzer Dauer. Denn schon nach wenigen Wochen sprießen neue Pflanzen aus dem Schotter. Doch warum ist das so wichtig? Ein verunkrautetes Gleisbett beeinträchtigt die Stabilität der Schienen. Regenwasser kann nicht richtig abfließen, und die Bahnen rumpeln bei der Fahrt über unebene Gleise.
Mehr als nur ein optisches Problem
Der Schotter unter den Schwellen hat eine wichtige Aufgabe: Er sorgt für Stabilität, indem er Regenwasser ableitet und Schwingungen der Bahnen dämpft. Zudem hält er die Schienen fest in ihrer Position. Pflanzenbewuchs stört diese Funktionen erheblich. Die Wurzeln der Wildkräuter lockern den Schotter auf, wodurch die Gleise uneben werden. Dies führt zu schnelleren Abnutzungserscheinungen und kann auf Dauer die Sicherheit beeinträchtigen. Bahnen müssen dann langsamer fahren, um Schäden zu vermeiden.
„Wenn wir die Pflanzen nicht regelmäßig entfernen, verschleißen die Gleise viel schneller“, erklärt Alexander Kreuz, Bereichsleiter im Facilitymanagement der MVB. „Das führt nicht nur zu höheren Kosten bei der Instandhaltung, sondern beeinträchtigt auch den Fahrkomfort unserer Fahrgäste.“
Viele Hände gegen Wildwuchs
Um das Gleisbett sauber zu halten, setzt die MVB auf Handarbeit. Arbeiterinnen und Arbeiter zupfen die Pflanzen mühsam aus dem Schotter. Diese Tätigkeit ist monoton, erfordert jedoch höchste Präzision, um das Gleisbett nicht zusätzlich zu beschädigen. „Es ist eine langwierige und körperlich anstrengende Arbeit, besonders im Sommer“, sagt Kreuz. „Unsere Teams sind oft stundenlang draußen, während alle paar Minuten eine Straßenbahn vorbeifährt.“
Die Entfernung der Pflanzen per Hand ist derzeit die effektivste Methode. Doch sie hat ihren Preis: Es muss regelmäßig nachgearbeitet werden, da die Pflanzen immer wieder nachwachsen. Vor einigen Jahren wurde noch das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat eingesetzt, um das Wachstum zu stoppen. „Mit Glyphosat konnten wir die Schienen schnell und kostengünstig freihalten“, erklärt Kreuz. „Aber seit das Mittel in Magdeburg nicht mehr erlaubt ist, setzen wir auf alternative Verfahren.“
Auf der Suche nach umweltfreundlichen Lösungen
Die MVB ist sich bewusst, dass die manuelle Entfernung keine dauerhafte Lösung sein kann. „Wir suchen weiterhin nach umweltfreundlichen Alternativen“, so Kreuz. „Einige Firmen experimentieren mit Maschinen, die die Pflanzen mechanisch entfernen, während andere an biologischen Verfahren forschen, die ähnlich wie Glyphosat wirken, aber umweltschonender sind.“
Ob und wann eine dieser Alternativen einsatzbereit ist, bleibt abzuwarten. Bis dahin bleibt den Mitarbeitenden der MVB nur eines: weiter zupfen.