Lockdown und Ferienfahrplan – Wie passt das zusammen?

Im Januar fahren wir nach dem Ferienfahrplan. Grund dafür ist der deutschlandweite Lockdown. Welche Hintergründe das hat, erfahrt ihr im heutigen Blogbeitrag.

Alle 15 Minuten statt alle 10 Minuten fahren die Straßenbahnen. Die MVB hat zusammen mit der Stadt, ihrem Aufgabenträger, entschieden, im coronabedingten Lockdown nach Ferienfahrplan zu fahren. „Wieso eigentlich?“, fragen sich jetzt viele. Ist das nicht kontraproduktiv, um das Pandemiegeschehen in den Griff zu bekommen?
Nein, nicht unbedingt. Die Gründe möchte ich euch hier einmal erläutern.

1. Weniger Fahrgäste sind unterwegs

Vor allem in den Morgenstunden wird deutlich: Die übliche Rushhour, wie es sie noch vor der Eindämmungsverordnung gab, fehlt fast vollständig. Dicht an dicht gedrängt steht niemand, auch, wenn es am späten Vormittag etwas voller wird. Hier wird auch durch den Fahrzeugeinsatz dafür gesorgt, dass genug Straßenbahnen mit zusätzlichem Beiwagen im Einsatz sind. So kann mehr Abstand gehalten werden. Auch im Nachtverkehr ist aufgrund der geschlossenen Gastronomiebetriebe und Clubs eine deutlich geringere Nachfrage zu spüren.
Da ich mir meine Verbindung immer vorher raussuche, z.B. über easy.GO oder INSA, macht es für mich keinen großen Unterschied, ob die Bahn alle 10 oder nur alle 15 Minuten fährt, denn darauf kann ich mich einstellen. Außerdem müssen im Ferienfahrplan keine Hochflurfahrzeuge eingesetzt werden, ein kleiner Zugewinn an Barrierefreiheit also.

2. Gemeinsame Entscheidung

Die Stadt Magdeburg beauftragt die MVB mit dem öffentlichen Nahverkehr. Daher können Entscheidungen zum Fahrplanangebot nur gemeinsam getroffen werden. Die MVB kann also nicht von sich aus bestimmen, den Fahrplan einzuschränken, das geht nur mit der Zustimmung der Stadt.

3. Verantwortungsvoll mit den Geldern umgehen

Der Nahverkehr ist ein Zuschussgeschäft. Das heißt: Er kann nicht kostendeckend aus den Fahrgeldeinnahmen der Fahrgäste betrieben werden, sondern muss durch öffentliche Gelder gestützt werden. Das ist auch legitim, weil der Nahverkehr eine Daseinsvorsorge der Stadt für alle ist.
Bereits im letzten Jahr hat die MVB viel weniger Geld aus Fahrkartenverkäufen eingenommen, als ursprünglich geplant war. Grund ist natürlich die Corona-Krise. Durch den ersten Lockdown im Frühjahr, sind viel weniger Menschen mit Bus und Bahn gefahren. In Summe reden wir hier von über 6 Millionen Euro, die der MVB fehlen.
Einen ähnlichen Einbruch der Fahrgastzahlen ist auch im zweiten Lockdown zu befürchten.
Mit dem Ferienfahrplan reagiert die MVB nicht nur auf die gesunkenen Fahrgastzahlen. Sie will auch einen Teil der Einnahmeausfälle wieder auffangen, da natürlich weniger Kosten anfallen. So sind etwas weniger Bahnen und Busse unterwegs, die weniger Kraftstroff und Strom beziehen, als es bei dem vollen Angebot notwendig wäre.
Die MVB wirtschaftet sich also nicht in die eigene Tasche, um „reicher“ zu werden, sondern versucht den Schaden für die Allgemeinheit so gering wie möglich zu halten.

4. Kuscheln in der Straßenbahn?

Grundsätzlich reicht der Platz für alle Fahrgäste aus, wie ich euch unter Punkt 1 schon beschrieben habe. Das Risiko, sich im ÖPNV mit Corona anzustecken, ist gering. Dies belegen mehrere medizinische Studien, die ihr euch hier anschauen könnt. Wenn alle Fahrgäste ihre Mund-und-Nasen-Bedeckung tragen, ist das Risiko wirklich gering. Zudem lüften wir durch das ständige Öffnen der Türen bei der Straßenbahn den Fahrgastraum gut durch. Der Nahverkehr ist außerdem von der Abstandsregel in der Eindämmungsverordnung ausgenommen, wenngleich es natürlich immer gut ist, Abstand zu halten, sobald es möglich ist.

Was die MVB noch alles unternimmt, damit sich alle Fahrgäste trotz Corona-Pandemie sicher an Bord fühlen, könnt ihr hier nachlesen.

Ich hoffe, ich konnte euch näher bringen, warum der Ferienfahrplan im Lockdown notwendig ist.
Schreibt mir Eure Meinung doch mal in die Kommentare.

Bis zum nächsten Mal,
Euer Johannes.

5 Responses

  • Für mich ist das voll in Ordnung, die Argumente sind richtig und wichtig.

    Aus meiner Sicht sollte eventuell auf 20 Minuten gegangen werden und Anschlüsse hergestellt werden, gerade jetzt beim Wintereinbruch nützlich, damit die Fahrgäste nicht so lange frieren müssen. Bleiben Sie bitte alle GESUND und Allzeit unfallfreie Fahrt

    Für mich ist das voll In Ordnung, die Argumente sind richtig und wichtig.

    Aus meiner Sicht sollte eventuell auf 20 Minuten gegangen werden und Anschlüsse hergestellt werden, gerade jetzt beim Wintereinbruch nützlich, damit die Fahrgäste nicht so lange frieren müssen. Bleiben Sie bitte alle GESUND und Allzeit unfallfreie Fahrt

    • Klingt in der Theorie ersteinmal gut.

      „Dicht an dicht gedrängt steht niemand“

      Ich bin aber ein regelmäßiger Straßenbahnfahrer und mir fällt auf das es verhältnismäßig häufiger keine Sitzplätze mehr gibt und die Leute dicht an dicht stehen müssen.

      „In Summe reden wir hier von über 6 Millionen Euro, (…).
      Einen ähnlichen Einbruch der Fahrgastzahlen ist auch im zweiten Lockdown zu befürchten.“

      Aber in unserer materiallischen Welt werden natürlich wieder die benachteiligt welche aufgrund finanzieller Gründe oder aufgrund der Umwelt nicht mit dem eigenen Auto fahren.

      Ich nenne so etwas fahrlässige Gefährdung von Menschenleben!

  • Betrifft Straßenbahnverkehr von und nach Klinikum Olvenstedt.
    Warum fahren Linie 3 und 4 im 15 Minutentakt so kurz hintereinander? Kann man das nicht besser Takten.

Schreibe einen Kommentar zu Bianca Heinrich Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert