Grüße aus Berlin – Die KT4D Schulung

Kaum habe ich meinen Führerschein in der Tasche, schon muss ich wieder auf die Schulbank. Die MVB hat ein neues Fahrzeug beschafft, den KT4D, und wir Fahrerinnen und Fahrer müssen natürlich für die neue Bimmel geschult werden. Und so machte ich mich auf den Weg zum Betriebshof Nord, wo die Schulung stattfand.

Ein KT4D auf dem Betriebshof Nord

Gleich zu Beginn möchte ich euch eine kurze Anekdote aus Berlin schreiben: Als ich vor einigen Jahren meine Frau, damalige Freundin, kennen lernte, waren wir oft in Berlin-Köpenick. Dort fuhren
wir sehr viel S-Bahn und natürlich auch Straßenbahn. Besonders in Erinnerung blieben mir die gelben Wagen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wegen ihres ganz eigenen „Sounds“, den Geräuschen der Türen, der Ansage im Innenraum und natürlich der Fahrmotoren. Es hatte immer einen gewissen Charme, mit den Gelenktriebwagen durch die Köpenicker Altstadt zu rollen und vom Schlossplatz in Richtung Adlershof aus dem Fenster über den Fluss „Dahme“ zu schauen.

Jetzt, 11 Jahre später, fahre ich die Bahnen selbst.

Sie sind nun nicht mehr gelb, sondern frisch in weiß und grün lackiert und sie rollen nicht mehr über den Schlossplatz in Köpenick, sondern über den Breiten Weg in Magdeburg. Von ihrem Großstadtcharme haben sie indes nichts eingebüßt. Getönte Scheiben im Fahrgastraum sind im Sommer ein großes Plus für die Fahrgäste, ebenso wie die großen Türen und die gute Geräuschdämmung. Maßgebend für den Umzug an die Elbe waren die anstehenden Änderungen im MVB-Netz nach den Sommerferien.

Eine KT4D-Traktion

Mit der Fertigstellung der Trasse über den Damaschkeplatz und über die Tunnelbaustelle am 27. August 2020 wird sich auch im Liniennetz Magdeburgs vieles ändern. Neben einigen neuen Linienführungen kommen dann auch die aus Berlin gekauften und an die Magdeburger Bedingungen angepassten KT4D zum Einsatz. Dank der „Neu“fahrzeuge kann der Takt auf der Linie 10 nach Rothensee verdichtet werden.
Zum Einsatz kommen sollen die KT4D aber hauptsächlich auf den Linien 3 und 5, da diese so genannte Verstärkerlinien sind.

Damit auch genügend Personal zum Auftakt bereit steht, werden seit einigen Wochen Fahrerinnen und Fahrer im Umgang mit den Neulingen geschult.

Die mit „Fahrschule“ beschilderten Wagen sind seitdem im Stadtgebiet zu sehen und werden so auch oft zum Fotomotiv. Vor dem Ende der Sommerferien durfte auch ich an einer der Schulungen teilnehmen und möchte euch hier einen kleinen Einblick geben.

Wenn ihr euch ein neues Auto kauft, erklärt euch ein Kundenberater alle Funktionen des neuen Wagens. Auch eine Probefahrt zum Kennenlernen der Abmaße und des Fahrverhaltens ist meist teil der Veranstaltung. Ungefähr so läuft das auch bei der Straßenbahn ab. Anstelle eines Beraters steht uns einer der betriebsinternen Fahrlehrer zur Seite und zeigt uns alle Funktionen des neuen Tramtypus. Natürlich erhalten wir auch eine ausführliche Betriebsanleitung, falls man später noch mal nachlesen möchte.

Nach einer theoretischen Einweisung geht es an die Fahrpraxis.

Ungewonht ist die neue Fahrerkabine, die deutlich mehr Platz bietet, als ich es aus den Niederflurbahnen (NGT) gewohnt bin. Etwas gewöhnungsbedürftig ist auch die Steuerung der Wagen, die eine Mischung aus den NGT und den alten „eckigen“ Tatra T6A2, gemischt mit etwas extra-Technik, darstellt. Denn sie werden nicht mit dem Fußpedal wie der T6A2 gesteuert, sondern per Hand mit dem Sollwertgeber – ganz so, wie beim modernen Niederflurwagen. Positiv überrascht bin ich von den Fahrleistungen der Bimmel. Für unsere Kunden wird vor allem die niedrige Geräuschkulisse und die fast rückfrei arbeitende Bremse ein Komfort-Plus sein. Nachteilig ist hier aber der hohe Einstieg, schließlich wollen zwei Stufen bezwungen werden, um es sich auf einem der grauen Sitze, die ihr Berliner Outfit behielten, gemütlich zu machen. Ungewonht wird für unsere Fahrgäste sicher auch sein, dass Fahrräder und Kinderwagen nun nur an der vierten Tür einsteigen können.

Blick in die Fahrerkabine

Nachdem wir Fahrer ein Gefühl für den Wagen entwickeln konnten, wurden uns natürlich auch Wege und Möglichkeiten gezeigt, eventuell auftretende Störungen sicher und zügig abzustellen. Auch hier bin ich von der Benutzerfreundlichkeit positiv überrascht.

Schlussendlich war der Schulungstag viel zu schnell vorbei. Gern wäre ich noch eine Runde weitergefahren, doch der Tag war voll mit neu Gelerntem und entsprechend lang. Somit bleibt mir nach dem Dienstschluss nur die Betriebsanleitung, der ich noch eine Weile ein paar Daten und Fakten entlockte.

Ich freue mich richtig auf den Einsatz der Wagen, deren fehlende Barrierefreiheit übrigens deutlich im Fahrplan gekennzeichnet sein wird. Denn es bleibt wie bisher: Keine Hochflurfahrzeuge direkt hintereinander, auch nicht auf einer Linie. So bekommen auch Fahrgäste mit Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen die Möglichkeit, barrierefrei mit
einem unserer Niederflurbahnen zu fahren.

Bis demnächst!
Euer Johannes.

5 Responses

      • Naja schwacher Kommentar! Die T4D-Ms hatten auch immer den roten Streifen, ganz gleich ob die Grundfarbe grün oder weiß war. Und das Rot gehört nun einmal zu Magdeburg. Aber wer weiß vielleicht werden die Neufahrzeuge komplett weiß? Ist ja nochmals günstiger Einfarbig zu bestellen.

        • Hallo nochmal,
          nur zur Erklärung was wir mit „seit jeher“ meinen: Nach Ende des 2. Weltkriegs war die Grundfarbe der Fahrzeuge Elfenbein mit grünem Streifen. Der rote Streifen kam erst in den 1990er-Jahren dazu.
          Jetzt sind wir dazu übergegangen, uns vom roten Streifen wieder zu verabschieden. Bereits seit mehreren Jahren taucht dieser nicht mehr in unseren Print-Publikationen auf. Als nächsten konsequenten Schritt erhalten die Neufahrzeuge keinen roten Streifen mehr.
          Im Übrigen wird damit kein Geld gespart.
          Viele Grüße

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